Foto von Maurício Mascaro auf Pexels
“Der Plan meines Vaters war es, dass ich unseren Bauernhof übernehme und fortführe wie bereits viele Generationen vor mir. Ich wollte allerdings raus aus unserem kleinen Dorf – und habe dann auch ohne perfekte Noten über ein Vollstipendium mein Abitur in Hongkong gemacht. Heute arbeite ich bei N26, eines der am schnellsten wachsenden und höchst bewerteten Start-ups in Deutschland, als Data Analyst in Berlin.”
Die Geschichte unseres Mentors Felix Vemmer zeigt eindrucksvoll, dass man für Stipendien nicht immer erstklassige Noten braucht – und “just do it” ein sehr guter Ansatz sein kann.
Als Kind eines Landwirtes war es der Plan meines Vaters, dass auch ich eines Tages mal den Bauernhof übernehme und fortführe, so wie es viele Generationen vor mir geschah. Es war meine Mutter, die für mich andere Pläne hatte, da Sie selbst erfahren hatte wie es ist keine freie Wahl zu haben. Sie wollte damals selber studieren, wurde jedoch gezwungen als jüngere Schwester den Hof zu übernehmen.
Genau dieses Szenario wollte meine Mutter bei uns verhindern. Daher unterstütze Sie mich immer dabei, mein Abitur zu machen, um im Anschluss ein Studium aufnehmen zu können, oder – sofern ich es dann doch wolle – den Hof zu übernehmen.
Während des Abiturs wurde mir bewusst, dass ich gerne aus meinem kleinen Heimatdorf hinaus möchte. Ich wollte mehr von der Welt sehen, größere Herausforderungen bestreiten und Erlebnisse machen, die ich im kleinen Dorf Künsebeck nicht machen konnte.
Auf die Idee, mich für ein United World College (UWC) zu bewerben, bin ich gekommen, als mein Lateinlehrer einen Infoabend über Auslandsaufenthalte gemacht hat. Damals war auch UWC ein Teil der Präsentation und so habe ich mich für eine Bewerbung entschlossen.
Vor der Bewerbung meinten viele Freunde zu mir, dass meine Noten ohne 1er Schnitt nicht gut genug wären und ich es eh nicht schaffen würde, ein Stipendium zu bekommen, da diese ja nur für die besten vorgesehen seien. Ich hab es trotzdem probiert und es hat geklappt!
Mit 17 Jahren alleine nach Hong Kong zu gehen, war eine Entscheidung, die mein Leben komplett verändert hat. Mit Schülern aus über 80 Ländern der Welt zusammen auf einem Campus zu leben und zu lernen hat mich viel weltoffener gemacht. Auch das Reisen habe ich lieben gelernt. In meiner Schulzeit hatte ich die Möglichkeit nach Peking, Bangkok, Chiang Mai und Yangshuo zu reisen.
Nach meinem zweiten Schuljahr habe ich eine Backpacker-Tour durch Südostasien mit meinem Freund unternommen und viele Freunde besucht, die mich eingeladen hatten. Ein anderer großer Vorteil des Schulbesuchs im Ausland ist die Selbstständigkeit. Abgeschieden von zu Hause, muss man seinen eigenen Tag planen, Wäsche waschen, Konten eröffnen, Reisen planen und Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Da die Umgangssprache auf allen Colleges Englisch ist, hat sich mein Englisch so sehr verbessert, dass ich bei meinen jeweiligen “Heimaturlauben” Probleme mit meinem Deutsch bekommen habe und immer ein bisschen Zeit brauchte, um ohne Anglizismen zu sprechen.
Der Weg zur Uni war – nach dem ersten großen Schritt beim UWC angenommen zu werden – relativ einfach, da gerade in Hong Kong ein sehr großer Fokus darauf bestand, Schüler an die namhaftesten Unis der Welt, wie z.B. Harvard, Princeton, Oxford, zu schicken.
Ich habe mich am Ende für ein unvergessliches Bachelor-Studium mit Vollstipendium in Idaho, Washington D.C., Madrid und tatsächlich einem “Semester auf See” auf dem in Deutschland sehr berühmten Kreuzfahrtschiff MS Deutschland (dem sog. “Traumschiff”) entschieden.
Rückblickend war auf jeden Fall die anfängliche Unterstützung meiner Mutter ein wesentlicher Faktor für meinen Bildungsweg. Dennoch ist die Entscheidung, außerhalb von Deutschland mein Abitur zu machen und später ebenfalls im Ausland zu studieren von mir selber gekommen.
Zielstrebigkeit, Mut und selbst bei Niederlagen nicht direkt aufzugeben, sind die drei wichtigsten Erfahrungen, die ich an alle anderen Arbeiterkinder weitergeben möchte.
Auch bei mir hat es mit dem ersten geplanten Auslandsaufenthalt mit Rotary nicht geklappt. Auch mein Wunsch an einer amerikanischen Elite-Uni zu studieren hat nicht ganz geklappt. Dennoch habe ich nie aufgegeben, meine Möglichkeiten evaluiert, an dem Ziel festgehalten und es immer wieder auf andere Weise probiert.
So konnte ich nach einem sehr aufregenden Bachelor-Studium einen Master in International Management an der NOVA SBE in Lissabon und der Universität St. Gallen in der Schweiz abschließen, die mit zu den besten Unis in Europa gehören. Danach habe ich dann angefangen bei N26 in Berlin als Data Analyst zu arbeiten, eines der am schnellsten wachsenden und höchst bewerteten Start-ups in Deutschland.
Dies alles alleine und ohne jegliche Hilfe zu schaffen wäre unmöglich gewesen.
Ob Freunde, Mentoren oder Familienmitglieder, es gab viele die mich auf meinen Weg unterstützt haben. Daher finde ich, dass speedupbuddy.de als Mentoring Plattform von Arbeiterkindern für aktuell studierende Arbeiterkinder eine klasse Idee ist, die ich selber als Mentor sehr gerne unterstütze!
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