Foto von der Autorin Maria Leis
Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Nordhessen, habe ich als erste in meiner Familie studiert und lebe mittlerweile seit vielen Jahren im Ausland. Obwohl es weitere Familienmitglieder an die Uni gezogen hat, bin ich die einzige, die einen internationalen Karriereweg eingeschlagen hat. Und das bringt so manche Herausforderung mit sich: Mein Freundeskreis ist weit verteilt, es gibt teilweise Sprachbarrieren und Jobs, die mich interessieren, sind in der Regel weit entfernt von meiner Heimatregion.
Ich habe mich immer privilegiert gefühlt, meine Eltern haben mir alle Freiräume bei der Studienwahl gelassen, nie an mir gezweifelt und mich immer finanziell unterstützt. So hat sich die Frage ob ich studieren will nie wirklich für mich gestellt.
Die Frage was ich studieren will hat mir allerdings Kopfzerbrechen bereitet.
Nach dem Abi habe ich stundenlange Internetrecherche betrieben, um den für mich passenden Studiengang zu finden. Aber woran orientiert man sich, wenn es keine konkreten Anhaltspunkte gibt?
Letztendlich habe ich mich für den Bachelorstudiengang “Politik und Wirtschaft” an der Universität Münster entschieden, der den gleichen Namen trägt wie das Schulfach “Politik und Wirtschaft”, das mir schon immer Spaß machte.
Die Uni (im auch eher ländlich geprägten Münster) war wie eine andere Welt für mich. Ich fand mich in einem Umfeld wieder, in dem fast alle Studierenden aus akademischen Familien kamen und sich mit Dingen auskannten, von denen ich noch nie gehört hatte. Vielen haben bereits während der Schulzeit Auslandserfahrungen gesammelt und sich sozial engagiert.
Dabei stellte ich mir verschiedene Fragen: – Wie wähle ich meine Kurse? Was ist eine akademische Viertelstunde? Muss ich wirklich in jede Vorlesung gehen? Soll ich ein Auslandssemester machen und wie organisiere ich das? Und natürlich: Passe ich hier überhaupt rein?
Die letzte Frage konnte ich schnell mit ja beantworten. Das neue Umfeld habe ich als sehr bereichernd empfunden. Ich habe gute FreundInnen gefunden, neue Perspektiven kennengelernt und interessante Themenfelder für mich entdecken können.
Inspiriert von meinen KommilitonInnen, entschied ich mich schließlich für ein Auslandssemester in der Türkei (“das macht man halt so”). Danach öffneten sich viele Türen, und ich habe in den folgen Jahren durchgehend im Ausland studiert und gearbeitet.
Über Praktika in Istanbul und Brüssel während eines Gap-Years ging es für mich nach Kopenhagen und Shanghai zum Masterstudium. Dazu mussten viele organisatorische Hürden genommen werden, aber wo ein Wille, war meistens auch ein Weg.
Die Zeit im Ausland war eine aufregende Zeit, in der ich viel gelernt und erlebt habe. Letztes Jahr habe ich mein Studium abgeschlossen und arbeite nun bei der EU Repräsentanz der Volkswagen AG in Brüssel.
Während der letzten Jahre hatte ich manchmal das Gefühl, mich in zwei unterschiedlichen Welten zu bewegen.
Auf dem ersten Blick gibt es wenig Berührungspunkte zwischen meinem Umfeld und dem Weg den ich eingeschlagen habe. Auf den zweiten Blick aber passen die zwei Welten sehr wohl zusammen. Genauso wie ich akademische Umfeld, die Auslandsaufenthalte und WG-Partys bereichernd fand, finde ich meinen landwirtschaftlichen geprägten Ursprung bereichernd und komme immer wieder gerne zurück.
Rückblickend betrachte ich den Freundeskreis und das Netzwerk, das ich mir während der ersten Jahre meines Studiums aufgebaut habe, als besonders prägend. Die vielen Fragezeichen, die ich zu Beginn des Studiums hatte, konnten dank dieser Beziehungen geklärt werden. Die entstandenen Freundschaften begleiten mich bis heute und wir stehen uns stets mit Rat und Tat zur Seite.
Aufgrund der Corona-Pandemie werden die nächsten Monate und Jahre eine Umstellung für Universitäten und Studierende mit sich ziehen. Vorlesungen werden digital angeboten und Orientierungstage können nicht in gewohnter Form stattfinden. Auch außeruniversitäre Aktivitäten bleiben vorerst eingeschränkt.
Diese Umstellungen sind eine besondere Herausforderung für Abiturienten und Studierende in den ersten Semestern, die sich in einer neuen Umgebung orientieren müssen. Für junge Menschen aus Nichtakademiker-Familien ohne bestehende Netzwerke werden diese Herausforderungen umso größer.
Die Initiative Speed up Buddy kommt daher genau zur richtigen Zeit. Als Mentorin möchte ich Studierende dabei unterstützen, sich in diesem neuen Umfeld zurechtzufinden und den eigenen Background dabei als Stärke zu definieren.
Wenn dein Interesse geweckt wurde, bewirb dich gerne als Mentee!
Als Mentor von Speed Up, Buddy wird Maria junge Menschen dabei unterstützen, ihr Potenzial auszuschöpfen. Melde dich als Mentee an, um von Mentoren wie Maria auf deinem Bildungsweg unterstützt zu werden.
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